
Photo: jill111
Leere = Entlastung = Befreiung
Im Endeffekt sagt diese “Gleichung” schon alles aus, aber ich möchte erklären wie es dazu kam.
Witzigerweise lebte ich früher nach dem absoluten Gegenteil. Ich wollte immer mehr, haben haben haben. Für jede noch so kleine Mark und später Euro von Oma, bin ich in den Spielzeugladen gegangen und habe mir Dinge gekauft die maximal 1 – 2 Tage Freude brachten.
Später dann verdiente ich mein eigenes Geld und die Spielzeuge wurden größer. Größer im Sinne von teurer und aufwendiger. Mit Computern hatte ich einen langen Spleen. Ständig das Neuste um das Schnellste zu haben und dann noch mit sämtlichen Tricks über die Grenzen hinaus strapaziert. Kaum war die Kohle vom Chef auf dem Konto, war sie auch schon weg. Keine Miete, keine Verpflichtungen, schön bei Mama und Papa eingenistet und ab die Fahrt mit dem digitalen Warenkorb durch die schier unendlichen Regale der Computertechnik.
Glückseligkeit? Fehlanzeige! Klar hatte ich meinen Spaß mit all den Sachen, aber so richtig zufrieden war ich nie, ganz abgesehen davon, dass es auch nicht sinnvoll erschien.
Lange habe ich gebraucht um zu verstehen, dass ich exakt das Gegenteil von Glückseligkeit anstrebe. Meine Ausbildung rückte näher und mein damit verbundener Umzug in eine fremde, wesentlich größere, Stadt auch. Auf mich allein gestellt, mit nur einem beschränkten Budget und ‘ner Menge Rechnungen die bezahlt werden wollen, mussten die Prioritäten radikal umgestellt werden.
Das gelang mir mal mehr mal weniger gut. Eher weniger als mehr. Aber ich habe schnell daraus gelernt.
Ausbildung vorbei. Richtiger Job. Mehr Geld, Prioritäten umsetzen, aber genau hier fing ich schon an gar nicht mehr so massiv am Geldhahn schrauben zu wollen. Mir gefiel die Leichtigkeit mit wenig Mitteln auszukommen. Es war wie “Je weniger ich habe, desto weniger kann mir weggenommen werden.” nicht das ich davon ausging, dass jederzeit jemand käme, der mir etwas stehlen würde, nein, mehr in die Richtung gehend “Selbst wenn es kaputt geht, pff.“.
Klar habe ich immer Phasen gehabt wo meine Gedanken plötzlich andere waren und ich das Geld aus den Fenster schmiss, aber je länger ich auf mich allein gestellt war, desto mehr wurden mir Dinge klar. Unter anderem auch, dass Besitz das Gegenteil von Glück ist.
Der nächste Umzug stand an, die zweite große Entrümpelung. Ich bin sehr gut darin mich von Dingen zu trennen. Ich kann mittlerweile kaum einen emotionalen Wert zu Dingen aufbauen, da die Emotionen in mir selbst sind, nicht an etwas gebunden. Ergo: 7 blaue Säcke Kram. Ich mochte selbst kaum glauben was sich alles in 6 Jahren ansammelt (und was ich noch aus dem Elternhaus besaß).
Nur 1 Jahr in der neuen Wohnung und schon stand ein Umzug in eine neue Stadt an. Um die Umzugskosten so günstig wie möglich zu halten, habe ich auch hier wieder einiges los gelassen. Gespendet, entsorgt, verschenkt, was auch immer. Mein Leitgedanke war einfach: “Hauptsache Du bist es los!“.
Völlig erleichtert von all dem Besitz, der für die meisten meiner Bekanntschaften und Freunde schon äußerst minimalsitisch gehalten war, ging es auf in die neue Wohnung. In nur wenigen Stunden komplett von der Decke bis zum Fußboden geschrubbt, geputzt, eingeräumt usw. fertig. Ich hatte ja kaum noch was, also war ich am selben Abend komplett durch mit der Sache.
In meiner Geschichte im Hier und Jetzt angekommen und nur wenige Wochen vor meinem Aufstieg auf das AIDA-Schiff ging es um weiteres aussortieren. Dieses mal bis ins letzte Detail. Wo ich früher noch “Das-T-Shirt-Zum-Schlafen” mitgenommen habe, muss ich nun alles in einen Rucksack reinbekommen. Maximal 20 Kilo! Das war’s!
Ich habe nun wirklich fast alles verkauft verschenkt, abgegeben. Abgesehen von 1 Laptop, 1 externen 2TB Festplatte, 3 Shirts, 2 Pullover, 2 Hosen, 1 Kamera und 1 Paar Schuhe (vergiss die Socken und Boxershorts nicht) so wie eine Hand voll Glücksbringer (japp, ich bin abergläubisch – das meiste davon sind buddhistische Figuren), habe ich dann einfach mal nichts mehr und ich muss sagen:
ES IST FANTASTISCH! Totale Befreiung. Absolute Freiheit. Kaum Anhaftung. Es ist so als wären mir weitere 100 Kilo Last von den Schultern genommen worden, zusätzlich zu den 200 Kilo der vergangenen Jahre.
Es ist sicherlich kein Allerheilmittel um die Glückseligkeit ins Leben zu lassen aber mir persönlich hat es den Horizont erweitert, denn rückblickend muss ich sagen: Je weniger ich in all den Jahren hatte, desto mehr habe ich bekommen. Damit meine ich keine neuen Besitztümer, sondern Einsichten. Z.B. die Einsicht, dass Besitz ein anderes Wort für Ballast ist und jedes noch so kleine Ding, welches in meinem Besitz ist, und sei es eine blöde 5 cm kleine Pappfigur, sein Gewicht auf den Geist drückt.
Früher habe ich es nicht bemerkt, weil es für ich normal war Dinge zu besitzen. Heute spüre ich es um so mehr um wie viele Kilo leichter mein Geist geworden ist und somit auch die unbewusst innere Belastung geringer wurde.
Ich kann euch allen nur ans Herz legen Dinge, die ihr wirklich nicht 1000%ig benötigt, gehen zu lassen. Ihr werdet es euch selbst danken. Versprochen!
L(i)ebe
good article, thanks for information